Einleitung
Kaum ein Thema sorgt im erweiterten Bodybuilding-Umfeld für so viele Fragen, Gerüchte und Halbwahrheiten wie Peptide und HGH (Human Growth Hormone). Zwischen angeblichen Wundermitteln zur Fettverbrennung und „Jungbrunnen aus der Spritze“ ist es schwer, Wahrheit von Hype zu trennen. Und besonders in Deutschland, wo diese Substanzen rechtlich reguliert sind, herrscht massive Unsicherheit.
Zeit also, mit den populärsten Mythen aufzuräumen — und aufzuzeigen, was wirklich hinter Peptiden und HGH steckt.
Mythos 1: Peptide und HGH sind das Gleiche
Falsch.
- HGH ist ein Hormon — ein 191-Aminosäuren-Peptid, das direkt in den Blutkreislauf injiziert wird.
- Peptide sind eine riesige Gruppe kleinerer Aminosäureketten (meist 2–50 Aminosäuren), die spezifische biologische Funktionen haben.
Einige Peptide wie GHRP-2 oder Ipamorelin regen die körpereigene HGH-Produktion an, imitieren sie aber nicht direkt. Die Verwechslung ist häufig – aber biologisch nicht korrekt.
Mythos 2: Peptide sind harmlos, weil der Körper sie kennt
Teilweise falsch.
Ja, Peptide sind körpereigene Signalstoffe. Aber:
- Ihre künstliche Injektion in hoher Dosierung kann das endokrine Gleichgewicht verändern.
- Langfristige Wirkung und Sicherheit vieler neuer Peptide sind kaum erforscht.
- Einige Peptide können den Cortisolhaushalt, den Blutzucker oder den Wasserhaushalt beeinflussen.
Nur weil etwas „natürlich klingt“, ist es nicht automatisch risikofrei.
Mythos 3: Mit HGH verbrennt man Fett im Schlaf
Teilweise richtig – aber extrem verkürzt.
HGH kann tatsächlich den Lipolyse-Prozess (Fettabbau) aktivieren. Aber:
- Der Effekt ist dosisabhängig und tritt nicht über Nacht ein.
- Ohne angepasste Ernährung, Kaloriendefizit und Training passiert – genau: nichts.
- Zudem kann zu viel HGH zu Insulinresistenz und Wassereinlagerungen führen.
HGH ist kein Fettverbrenner, sondern ein hormoneller Modulator – mit komplexen Nebeneffekten.
Mythos 4: In Deutschland kann man Peptide & HGH legal im Internet kaufen
Falsch.
- HGH ist in Deutschland verschreibungspflichtig und fällt unter das Arzneimittelgesetz.
- Der private Besitz ohne Rezept kann strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen.
- Auch viele Peptide unterliegen gesetzlichen Einschränkungen – insbesondere, wenn sie nicht als Nahrungsergänzung deklariert sind.
Online-Shops mit “Research Only”-Labeln bieten keinen rechtlichen Schutz. Wer hier kauft, bewegt sich in einer rechtlichen Grauzone oder Illegalität.
Mythos 5: HGH ist nur etwas für Profis oder Bodybuilder auf Steroiden
Falsch.
In den letzten Jahren nutzen auch:
- Männer 35+, die „Anti-Aging“-Effekte suchen
- Freizeitsportler, die regenerieren oder „fit aussehen“ wollen
- Patienten mit realen Wachstumshormon-Defiziten (unter medizinischer Aufsicht)
Aber: ohne Training, Ernährung und Lifestyle ist HGH kein Wundermittel. Es kann Effekte unterstützen – ersetzt aber keine Disziplin.
Mythos 6: Peptide sind die legale Alternative zu Steroiden
Irreführend.
Viele denken: „Wenn’s kein Testosteron ist, ist es harmlos.“ Das ist gefährlich.
Einige Peptide wie BPC-157, TB-500 oder CJC-1295 haben:
- starke systemische Effekte
- unbekannte Langzeitwirkung
- fehlende klinische Zulassung beim Menschen
Auch wenn sie (noch) nicht im Dopinggesetz stehen, sind sie medizinisch nicht trivial – und gehören nicht in Laienhände.
Mythos 7: Je mehr, desto besser – vor allem bei Peptid-Kombos
Völlig falsch.
Gerade bei Peptiden kursieren auf Foren sogenannte „Stacks“:
- GHRP-6 + CJC-1295 + IGF-1 + HGH
- 3x täglich, subkutan, leerer Magen, 8-Wochen-Zyklen
Klingt beeindruckend – führt aber oft zu:
- Desensibilisierung der Rezeptoren
- Störungen im Schlaf, Appetit, Wasserhaushalt
- extrem hohe Kosten bei fraglichem Nutzen
Mehr ist nicht besser. In hormonellen Prozessen ist oft weniger mehr – und besser regulierbar.
Fazit
Peptide und HGH sind keine Modeerscheinung, sondern ernsthafte hormonelle Werkzeuge mit medizinischem Ursprung. In der richtigen Dosis, unter ärztlicher Kontrolle und mit klarem Ziel können sie therapeutisch sinnvoll sein.
Aber im Selbstversuch, ohne Blutbild, ohne Verständnis und mit YouTube-Wissen? Riskant.
Besonders in Deutschland, wo der rechtliche Rahmen eng ist, gilt:
Wer’s nutzt, sollte mehr wissen als nur den Namen der Substanz.









